Nausikaa Schirilla, eine Kritikerin des „Eurozentrismus der Menschenrechte“, plädiert für eine „Dezentrierung der Menschenrechte“ und wendet sich gegen die Herabschätzung von indigenen Kosmologien und Lebensgestaltungen. Dezentrierung versteht sie als Kritik des von ihr so wahrgenommenen Monopol Europas auf die Entstehung, das Verständnis und die Geltung der Menschenrechte. Menschenwürde gründe eben nicht dominant in dem Denken der europäischen Aufklärung; notwendig sei vielmehr eine „Dekolonialisierung der Aufklärung.“ Anders gesagt: Menschenrechten und Menschenwürde müssten und könnten entdeckt werden in philosophischen und kosmologischen Traditionen der ganzen Erde. Weder die christlichen Religionen noch westliche philosophische Traditionen besäßen ein „Monopol auf die Menschenrechte“.
Ein anderer Zugang der Deutung der menschlichen Würde besteht darin, keinen Menschen als Untermenschen zu behandeln, sich in einem „astigmatischen Sehen“ zu üben, sich gegen Demütigung und Verachtung eines anderen Menschen aufzulehnen, dem Ausschluss auch nur eines Menschen aus der Menschengemeinschaft zu widerstehen. Dabei sind der „Sinn für Ungerechtigkeit“ und das Überwältigung des Anderen kritisierende Mitleid (karuna) angesichts der vielen Formen und Ausprägungen des Unrechts zu stärken, das Leiden zu verringern, sind die Menschen umzukehren in und zu dem Bemühen um das Wohlergehen der Anderen.
Der Geist dieser Auflehnung, dieses mutigen Aufbegehrens hält auch die interkulturelle Philosophie und die interkulturelle Sozialarbeit aufrecht: