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Über den Einfluss anerkannter Obrigkeit auf ethisch bestimmtes Handeln - Zur nachteiligen Wirkung von Herkunft und Zuweisung Anstoß eines Denkprozesses

 
Wilfried Baur

Über den Einfluss anerkannter Obrigkeit auf ethisch bestimmtes Handeln - Zur nachteiligen Wirkung von Herkunft und Zuweisung Anstoß eines Denkprozesses
Artikel Nr.: 172
ISBN: 978-3-86585-172-7
ISSN: 1439-0051
Seitenanzahl: 52

Preis: 17,50 EUR
(inkl. 7% MwSt.)

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Inhalt:

1.      Einleitung

2.     Schulpflicht und Schulwahl - Ausgangslage. Begrenzung. Unberechtigtes

        Wohlbefinden?

3.     Studienbedingungen - Bewertungen. Ungleichbehandlung. Zulassung zum

         Examen. Einfluss von Prüfungsangst        

4.      Autokratie im Referendariat - Anfänge. Hilfen und Strafen. Neubeginn

5.     Lehramt

 5.1  Gesamtschule 

 5.2  Gymnasium 

6.      Promotion (Literaturwissenschaft)     

7.      Habilitationsstreben (Pädagogik)

 7.1   Behördliche Fehleinschätzung und Abwehrhaltung universitären Personals

 7. 2  Prüfer mit Vorurteilen und mangelnder Genauigkeit 

8.      Fazit

 8.1    Bewertung   

 8.2    Folgerungen



Weitere Informationen
Autorentext:
Kinder „bildungsferner“ Schichten sind für ihre sprachliche und überhaupt kommunikative Ausstattung nicht verantwortlich; schon gar nicht „dümmer“ als andere. Deren Entwicklung aber ist in ihren Chancen eingeschränkt. Lernenden wird ohnehin noch immer und nicht selten eine Fähigkeit zu gültigen Entscheidungen und eigenständigem Denken seitens Obrigkeiten nicht zugestanden; also ihnen nicht nur aberkannt, sondern vorenthalten. Denn Formulierungen wie: sie seien dazu nicht fähig, schließen ein, dass man sich nicht auf unterrichtliche Arbeit einlassen möchte, dies zu ändern. Denn es würden entscheidende Exkurse geführt werden müssen; und gar unter Beteiligung der fern Gehaltenen.

Angehörige politischer Gruppierungen erwecken nicht selten den Eindruck, sie hätten Verständnis für die Schwierigkeiten, die unser Bildungssystem jenen bereitet, die mit sehr eingeschränkten Startbedingungen dem „Wettbewerb“ in Schule und Berufsleben ausgesetzt sind. Sie wecken Hoffnung auf Einsicht und Änderung; äußern nicht selten Interesse für Betroffene, teils wegen ganz ähnlicher eigener (dann aber überwundener) Schwierigkeiten, die somit zu Wahlwerbung taugen. Möglicherweise müssen aber Politiker besondere Rücksicht auf diejenige Gesellschaftsschicht nehmen, deren bisher begünstigte Angehörige nun aufgrund gleicher Chancen anderer einer echten Konkurrenz ausgesetzt wären. Insofern steht weiterhin zu erwarten, dass konservative Gedanken bei diesen „Betroffenen“ auf besonderen Zuspruch stoßen.

Wer Chancengleichheit fordert, setzt sich daher derer Anwürfen aus, da diese eine vorgebliche „Gleichmacherei“ unbedingt abzuwehren wünschen. Diese Wendung zeigt aber deutlich an, dass weiterhin Privilegien gelten sollen und eine (wirkliche) Konkurrenz gar nicht erwünscht ist. Den „bildungsfernen“ Schichten wird vielmehr unterstellt, sie strebten ihnen nun einmal Fernes unzulässig an, und sie würden dabei von Sozialromantikern unterstützt, die – als natürlich ausgegebene – Unterschiede beseitigen wollten.

Manche Politiker verkünden daher, Bildung sei mit äußerster Anstrengung verbunden; müsse unter Schmerzen erworben werden. Dabei ist deren selektierende Wirkung mitgedacht. Diese Wirkung ist umso stärker, je weniger Anstrengung darauf verwendet wird, die „vermissten“ Fähigkeiten zu vermitteln. Eine davon ist die Teilhabe am „vernünftigen Gespräch“ im Sinne einer Diskursethik, die manche Exzellenz zu verhindern trachtet. Ein dialogischer Lernprozess, an dem Lehrende und Lernende (ggf. ihre Rollen tauschend) gleichberechtigt teilnehmen, vermittelt die Reflexion der eigenen Erkenntnis, des Wissens und Handelns und führt zu selbstständigem und selbstbewusstem Lernen. Es geht darum geht, Lernende darin zu unterstützen, ihre soziologische und autokratische Zuweisung zu überwinden. „Die, denen das Grundrecht verweigert wurde, ihr Wort zu sagen [im Dialog], müssen dieses Recht zunächst wiedergewinnen und die Fortsetzung dieses entmenschlichenden Übergriffs verhindern“ (Paulo Freire).