Autorentext:
Im vorliegenden Beitrag geht es um die beruflichen Neigungen von türkischen Jugendlichen im Alter von 14-19 Jahren in Hannover (Deutschland) und in Bolu (Türkei). In zahlreichen Beiträgen wird die Bedeutung der beruflichen Neigung bei der Berufsauswahl der Jugendlichen erklärt. Mit der Adoleszenz beginnt eine Person, ihre Entschlüsse für die berufliche Zukunft zu fassen. Solche Entschlüsse können sich lebenslang auf die beruflichen Aktivitäten, auf die geistige und physische Gesundheit und auf die Akkomodation der Person auswirken.
Verschiedentlich wird auch über geschlechtsspezifische berufliche Interessen der Jugendlichen berichtet. Bisher sind allerdings kaum Beiträge über den Vergleich der beruflichen Interessen von dritter und vierter Generation mit dem türkischem Migrationhintergrund mit den beruflichen Interessen von türkischen Jungendlichen in der Türkei veröffentlicht worden. Kulturspezifisch wird angenommen, dass manche Aktivitäten vorrangig Jungen, andere Mädchen zuzuordnen sind. Verhaltensunterschiede entsprechend den jeweiligen gesellschaftlichen Erwartungen fangen bei Jungen oder Mädchen im frühen Alter an. Im Allgemeinen erwartet eine traditionelle Gesellschaft von Jugendlichen, dass die Mädchen sich um Kunst, Musik, Sozialdienst, Handwerk, Büroarbeit etc., die Jungen sich hingegen um Wissenschaft, Technik und leistungsorientierte Berufe kümmern. In ihrer Adoleszenzperiode werden die Jugendlichen auf ihre zukünftigen Aktivitäten hin gefördert.
Die Bildungsvorstellungen der Eltern sind nicht in dem Maße geschlechtsspezifisch differenziert. Die 1989 durchgeführte Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigt, dass Eltern die zukünftige berufliche Ausrichtung ihrer Kinder sehr wichtig erscheint. So ergibt die Befragung, dass 85% eine Berufsausbildung ihrer Tochter und 94% die Berufsbildung ihres Sohnes für wichtig halten. Zwar zeigt die Bildungsaspiration der Eltern Unterschiede zwischen Söhnen und Töchtern, jedoch sind diese nicht stark ausgeprägt. Differenziert man dies jedoch nach Nationalität der Eltern, so ergeben sich einige Unterschiede. Die höchste Differenz bei den Bildungsansprüchen für Söhne und Töchter ist bei türkischen, italienischen und portugiesischen Eltern (jeweils zwischen 8% und 12% Differenz nach dem Geschlecht) festzustellen.